1959

Alt Wien

Autor: Josef Lanner Regie: Arthur Müller Bühnenbild: Hermann Stöckli

I. Akt:
Im lauschigen Hof eines kleinen Wiener Vorstadthauses hat Vater Stöckl eine Sonntagswirtschaft eröffnet. Es geht hier mordslustig und gemütlich zu. Musikanten sind da und bringen echt wienerische Volksmusik zum Besten. Stöckls Lini singt wie ein Schwalberl und ist dank ihres frischen, lauteren Wesens der Liebling aller und der Anziehungspunkt heimlicher Verehrer. Ihr Herz gehört aber schon längst dem strammen Stelzer Franzl, der eben auf einem Urlaub zu ihr kommt und zusammen mit Freunden und Nachbarn frohes Wiedersehen feiert. Da taucht der Polizeikommissär Prohaska auf. Man will herausgefunden haben, dass die Lini eigentlich die Tochter des Grafen von Tutzing sei. Eine Amme habe die gräfliche Tochter einst mit ihrem eigenen Kind vertauscht. So ist Lini plötzlich nicht mehr die einfache Lini Stöckl, sondern die Komtesse Hortense. Voll Vaterglück schließt der herbeieilende Graf seine wiedergefundene Tochter in seine Arme und bringt sie fort ins gräfliche Schloss. Zurück bleibt der Franzl, traurig und das Herz voller Sehnsucht. Denn wie soll eines g’scherten Tuchmachers Sohn eine hochgräfliche Komtesse heiraten können.

II. Akt:
Im Palast des gräflichen Vaters umgibt Lini eine neue Welt. Sie hat aber als neugebackene Komtesse Hortense ihre einfache, schlichte Art bewahrt. Der Graf zeigt hierfür Verständnis. Seiner Schwester aber, der hochnäsigen Gräfin, Philomene, ist Lini ein Dorn im Auge. Glücklicherweise versteht sich Lini mit deren Tochter Felizitas besser. Obwohl sie nun mit Wohlstand und Luxus reich gesegnet ist, ist ihr wehmütig ums Herz. Sie sehnt sich zurück nach dem alten trauten Winkel der Wienervorstadt, nach ihrem Franzl, nach Vater Stöckl und allen Freunden. Ihre Freude ist daher riesengroß, da am heutigen Namenstag ihre alten Bekannten das gräfliche Palais buchstäblich erstürmen und mit ihr zusammen nach Herzenslust Namenstag feiern. Umso größer ist der Schrecken der erlauchten gräflichen Herrschaften, die mit Entsetzen dem volkstümlichen Treiben der einfachen Vorstadtmenschen zusehen müssen.

III. Akt:
Im Garten des Wirtshauses «Zum Braunen Hirschen» im Prater. Vater Stöckl spielt nun hier mit seinen alten Musikanten. Wenn nur Lini da wäre. Alle vermissen das liebe, fröhliche Mädel. Der Stelzer Franzl ist totunglücklich, zumal ihn nun der Graf persönlich aufsucht und mitteilt, dass eine Heirat mit Lini nie in Frage komme. Die hartherzige Gräfin Philomene will ihrerseits das Mädchen auf ein fernes Schloss bringen, um so allen Kontakt mit den alten Freunden zu unterbinden. Das war Lini zu viel. Heimlich ist sie aus der Kutsche gesprungen und rennt als alte Lebkuchenverkäuferin verkleidet in den Prater. Nur dem Franzl gibt sie sich zu erkennen. Als dieser aber voller Seligkeit ein alt vertrautes Lied anstimmt, da kann sie nicht anders und singt mit. Alle erkennen nun mit Freude ihre einstige Lini. Wird man sie nun mit Gewalt wieder ins Schloss zurückbringen? Nein, denn eben wird vom Polizeikommissär gemeldet, dass Lini doch nicht des Grafen Tochter sei. Sie bleibt also in Zukunft wieder das einfache Kind ihres Volkes, dem sie entstammt. Und bald wird der Stelzer Franzl sein geliebtes Mädchen zum Altar führen können, ins lang ersehnte Glück.